Zeit aus der Rolle zu fallen

Die Grünen Frauen vom KV Schweinfurt beschäftigten sich bei Ihrem jährlichen Frauenfrühstück mit weiblichen Rollenbilder und fragten, mit welchen Rollenbildern Mädchen aufwachsen, mit welchen Vorstellungen Frauen heute konfrontiert sind, wie sich diese auf die Selbstbestimmung und Körperwahrnehmung auswirken und wie diskriminierende Rollenbilder aufzubrechen sind.

Aus der Rolle fallen ist eine Redewendung, die vom Theater stammt. Sie wird für ein plötzliches unerwartetes Verhalten gebraucht, das oft einem Disziplinverlust gleichkommt. Frauen „fallen aus der Rolle“, wenn sie einen Beruf ergreifen, der als männlich angesehen wird, wenn sie eine Karriere anstreben und sich nicht nach den weiblichen Rollenbildern verhalten.

Unangepasste Frauen hat es zu allen Zeiten gegeben. Von der jeweiligen Gesellschaft wurden sie zumeist als lästige, gegen Regeln und Normen verstoßende Zeitgenossinnen gesehen. Es waren Frauen die auch gegen Widerstände ihre Ziele durchsetzen und dadurch mit überkommenen gesellschaftlichen Vorstellungen in Konflikt gerieten. Frauen, die aneckten, es schwer hatten, trotzdem selbstbewusst und frauenbewusst ihren Weg gingen und damit erfolgreich waren.

Frauen haben die Welt verändert und Männerdomänen erstürmt, hier einige wenige Beispiele unserer Geschichte:

Katharina die Große, Zarin

Geboren 1729 in Stettin war die wohl mächtigste Frau ihrer Zeit. In den 34 Jahren ihrer Amtszeit als Zarin gelang es ihr, dem riesigen russischen Reich eine Verwaltung zu geben und das Bildungswesen zu reformieren. Sie hat Russland zu einem moderneren Land gemacht. Auch außenpolitisch übernahm Russland unter Katharina Verantwortung und vermittelte unter anderem im Bayerischen Erbfolgekrieg. Der Respekt vor ihrer Leistung zeigt sich dadurch, dass sie als einzige Herrscherin überhaupt von der Geschichtsschreibung den Beinamen „die Große“ erhielt.


Bertha von Suttner, Friedensaktivistin

Bertha von Suttner ist eine der zentralen Personen der Friedensbewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Ihr wichtigstes Werk ist das Buch "Die Waffen nieder!" Es erschien 1889. In dem Buch schreibt die Autorin in Romanform über das Leben einer Frau, die vier Kriege erlebt. Ende der 1890er-Jahre begann Bertha von Suttner, sich politisch in der internationalen Friedensbewegung zu engagieren. Sie kannte Alfred Nobel gut und soll ihn mit inspiriert haben, den Friedensnobelpreis zu stiften. 1905 erhielt sie als erste Frau überhaupt den Friedensnobelpreis. 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs, starb Bertha von Suttner in Wien.


Coco Chanel, Unternehmerin

Coco Chanel war nicht nur eine außergewöhnliche Modemacherin. Sie war auch eine erfolgreiche Unternehmerin in einer Zeit, als große Firmen fast ausschließlich von Männern gegründet und geführt wurden. Mit Ende zwanzig eröffnete sie 1911 in Paris ihr erstes Modehaus. In den folgenden Jahren kamen Boutiquen, sowie weitere Modesalons in der französischen Hauptstadt dazu. 1916 beschäftigte Chanel schon 300 Näherinnen, 1936 war sie Chefin von mehr als 4.000 Angestellten und galt zeitweilig als reichste Frau der Welt. Berühmte Kreationen wie ihr „kleines Schwarzes“ haben die Mode nachhaltig verändert. 1971 starb Coco Chanel mit 87 Jahren in ihrer Suite im Hotel Ritz in Paris. 


Alexandra Kollontai, Politikerin

Revolutionärin, Feministin, Sozialistin, Ministerin, Diplomatin: Alexandra Kollontai hat in vielen Rollen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Russland und der Welt gewirkt. Sie gilt als erste Frau der Welt, die ein Ministeramt innehatte. 1917 wurde sie "Volkskommissarin für soziale Fürsorge". In Deutschland durften Frauen zu dieser Zeit noch nicht einmal wählen. Als Volkskommissarin verbesserte sie unter anderem den Mutterschutz, kämpfte für ein Recht der Frau auf Schwangerschaftsabbruch und lockerte das Eherecht. 1923 wurde sie als erste Frau als Diplomatin akkreditiert. Als Gesandte der Sowjetunion ging sie zunächst nach Norwegen, später nach Mexiko und Schweden. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog sich Alexandra Kollontai aus dem öffentlichen Leben zurück. Sie starb 1952 in der Nähe von Moskau.


Amelia Earhart, Flugpionierin

Als Amelia Earhart 1928 als erste Frau den Atlantik in einem Flugzeug überquerte, wurde sie auf einen Schlag weltweit bekannt – obwohl sie gar nicht selbst geflogen war. Eine Frau mit ihrem Ehrgeiz, die selbst Pilotin war und mit Mitte zwanzig ihr eigenes Flugzeug besaß, konnte es dabei nicht bewenden lassen. Deshalb steuerte Earhart 1932 selbst ein Flugzeug von Neufundland nach Europa. 1935 flog sie als erster Mensch allein über einen Teil des Pazifiks. Bei ihrem Versuch, in mehreren Etappen die Erde am Äquator zu umrunden, verunglückte sie. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Bis heute ist Amelia Earhart in den USA sehr populär und inspiriert Frauen, unbeirrt ihren Weg zu gehen.


Marie Curie, Naturwissenschaftlerin

Marie Curie wurde 1867 in Polen geboren und ging 1891 zum Studieren nach Paris. Sie entdeckte die Elemente Radium und Polonium, forschte über verschiedene Arten von Strahlung und deren Wirkung und prägte den Begriff Radioaktivität. Als erste Frau überhaupt durfte sie an der Universität Sorbonne unterrichten. Für ihre Forschungen erhielt Curie 1903 den Nobelpreis für Physik und 1911 den Nobelpreis für Chemie. Diese doppelte Ehrung wurde niemand anderem zuteil.


Mutter Teresa, Ordensschwester

Der Legende nach fuhr Mutter Teresa 1946 durch das indische Kalkutta und verspürte beim Anblick eines Kruzifixes die Berufung, armen Menschen zu helfen. 1950 gründete sie den Frauenorden "Missionarinnen der Nächstenliebe". Er kümmert sich um Schwerkranke, Obdachlose und Kinder. Heute ist der Orden in über 100 Ländern aktiv und unterhält mehrere Hundert Häuser. 1979 erhielt Mutter Teresa für ihr Engagement den Friedensnobelpreis. 2003, sechs Jahre nach ihrem Tod, wurde sie von Papst Johannes Paul II. für ihre Arbeit für arme und benachteiligte Menschen seliggesprochen.


Rosa Parks, Bürgerrechtlerin

Bis weit in die 50er- Jahre hinein wurden Schwarze in Teilen der Vereinigten Staaten öffentlich diskriminiert. In der Kleinstadt Montgomery in Alabama zum Beispiel waren in Bussen die ersten vier Reihen für weiße Fahrgäste reserviert. Nur wenn in einer Reihe kein Weißer saß, durfte sich ein schwarzer Passagier dort hinsetzen. Am 1. Dezember 1955 aber weigerte sich Rosa Parks , ihren Platz zu räumen. Der Busfahrer rief die Polizei, Rosa Parks wurde verhaftet. Der Vorgang löste den Montgomery Bus Boycott aus, bei dem Bürger der Stadt knapp ein Jahr lang öffentliche Verkehrsmittel mieden. Die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King bekam so mehr und mehr Zulauf und erreichte schließlich die Verabschiedung des Civil Rights Act 1964. Rosa Parks trug so dazu bei, die staatliche Diskriminierung in den USA abzuschaffen.

Es folgte ein Impulsvortrag von MdL Kerstin Celina zum Thema, danach waren die Teilnehmerinnen gefragt, sie brachten ihre persönlichen Erfahrungen mit ein und berichteten wann sie schon einmal „aus der Rolle gefallen sind, oder noch fallen“.

Die Moderation unserer Gesprächsrunde leitete charmant Ursula Lux. Nach einer Stärkung bei unserem Frühstück folgte dann die eindrückliche

Daran schloss sich die Vorführung des Films Violette von Martin Provost an:

Ein Porträt der französischen Schriftstellerin Violette Leduc und ihre außergewöhnliche Freundschaft zu Simone de Beauvoir.
Anfang der 1950er Jahren unverblümt über weibliche Sexualität, Abtreibung und homosexuelle Neigungen zu schreiben, das stieß selbst in Frankreich auf Widerstand. Aber die in Deutschland wenig bekannte Violette Leduc hatte keine Angst vor Tabuthemen und Ablehnung. Letztere war sie schon als "unehelich" geborenes Kind gewohnt, das in ärmlichen Verhältnissen bei der Großmutter aufwuchs. Ihre Bücher waren ein Schrei nach Liebe, nach Anerkennung, nach menschlicher Wärme

 

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