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Es ist in Kunst und Kultur nicht viel anders als überall. Im Theater, auf Vernissagen und an den Kunsthochschulen - überall trifft man mehr Frauen als Männer. Auf der Führungsebene allerdings sieht es schon wieder ganz anders aus. Nur drei Prozent der öffentlich geförderten Theater und Opernhäuser haben Intendantinnen. Künstlerinnen verdienen durchschnittlich ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Grund genug den Künstlerinnen ein Frauenfrühstück zu widmen fanden die Grünen Frauen und luden der Bildhauerin Angelika Summa, die Malerin Dorothea Göbel und die Komponistin Elke Tober-Vogt zum Gespräch ein.
Die grüne Landtagsabgeordnete Kerstin Celina führte in das Thema "Frauen in Kunst und Kultur" ein. Nach Auswertung zahlreicher Daten stellte ihre Fraktion vor knapp einem Jahr einen Antrag an die Bayerische Staatsregierung "geeignete Maßnahmen zu ergreifen um die nach wie vor schlechteren Chancen von Frauen im staatlich geförderten Kulturbetrieb zu erhöhen beziehungsweise die institutionellen Hindernisse abzubauen. Celina fragte im Vorfeld der Veranstaltung nach Gründen für diese Ungleichheit. Marlene Lauter, Leiterin des Kulturspeichers Würzburg meint: "Kunstmuseen haben vor allem abends und am Wochenende geöffnet, ohne Überstunden ist ein attraktives Programm kaum realisierbar." Das sei für Familienfrauen problematisch. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht Anna Vita, Ballettdirektorin am Mainfranken Theater in Würzburg in ihrem Bereich nicht so dramatisch. Aber auch sie bemängelt fehlende Frauen in Leitungspositionen: "Man muss als Frau seinen Mann stehen und agieren wie ein Mann. Umgekehrt würde das nie passieren", stellt sie fest. Thomas Wachter, Vorsitzender der Vereinigung Kunstschaffender Unterfranken, kann es sich nicht erklären, warum die Arbeiten von Frauen noch schlechter bezahlt werden als die der Männer. Denn "in der bildenden Kunst geht es Frauen wie Männern wirtschaftlich schlecht."
Kulturförderung muss Künstlerförderung sein, meint Celina, statt sich auf Unternehmen zu konzentrieren sollten die Kreativen selbst gefördert werden. Auf Draht ist Künstlerin Angelika Summa. Sie wickeln, verknotet, knüpft, lötet und schweißt vor allem Draht in allen möglichen Stärken. Immer wieder hört sie: "Sie sind so klein und zierlich, erstaunlich was sie da zustande bringen." Das sei zwar nett gemeint, findet sie, zeige aber auch, dass man Frauen nicht viel zutraut. Sie wünscht sich neue Strukturen in denen weibliche Arbeit ebenso akzeptiert wird wie männliche. Dorothea Göbel, arbeitet seit 2003 als freischaffende Künstlerin, vor allem als Malerin. Sie gewann 2006 den Wettbewerb der Stadt Schweinfurt für "Kunst am Bau" und wünscht sich mehr solcher Wettbewerbe. Einmal schaffe Kunst immer auch Atmosphäre und zum Zweiten kämen Künstler so in den Blick der Öffentlichkeit. "Es ist wichtig gesehen zu werden", weiß Göbel.
Auch kostenlose Möglichkeiten die eigenen Werke auszustellen wären hilfreich. Normalerweise zahlen Künstler bei Ausstellungen bis zu 2.000 Euro für Raummiete, Werbung und mehr. Und da wisse man noch nicht einmal, ob man etwas verkauft. "Wenn Sie die Wahl hätten zwischen zwei Konzerten. Das eine findet im Theater statt mit namhaften Interpreten und Stücken bekannter Komponisten. Das andere in der Musikschule mit zeitgenössischen Komponisten, wo würden Sie hingehen?" Elke Tober-Vogt beginnt ihre Vorstellung mit einer Frage und trifft dabei gleich auf das, was sie als den wunden Punkt im Kunstgeschehen erkennt: das fehlende Interesse an zeitgenössischer Kunst. Die Komponistin sieht kaum Unterschiede zwischen Männer und Frauen im Musikgeschäft sie leidet eher darunter, dass die "Prophetin im eigenen Land" nicht anerkannt wird. Sie bemängelt die "unglaubliche hohen Gagen" bei einigen wenigen Spitzenkräften. Mehr Mut zu zeitgenössischer Musik lautet ihr Credo Dies könnte auch politisch gefördert werden.
Auch im Publikum sitzt eine Künstlerin. Sie sieht das Problem ebenso eher im mangelnden Kunstverständnis der Gesellschaft als in der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen. So gebe es beispielsweise jede Menge Förderung für Schulen, aber leider wenig Interesse an Projekten, hat sie erfahren. Mit dem filmischen Portrait einer eigenwilligen Vertreterin der naiven Malerei, Séraphine de Senlis, endet ein Vormittag, der sich der Kunst und den Künstlerinnen, ihrer menschlichen und wirtschaftlichen Lage gewidmet hat.
Text und Bild: Ursula Lux